Achtung, heut wird’s lang und im wahrsten Sinne des Wortes intim.
An meinem unerwarteten und spontanen „Wochenendausflug“ ins Krankenhaus mit OP, will ich zeigen wie ich Stressmanagement, Emotionsregulation, Achtsamkeit, Meditation und Spiritualität lebe und was das ganze mit Traumaheilung zu tun hat. Ich schreibe das, weil ich immer wieder höre, dass Menschen nicht wissen, wie sie Achtsamkeit oder Stressmanagement dann wirklich einsetzen, in Situationen in denen es darauf ankommt oder einfach im täglichen Leben.
Also lehn dich zurück und komm aus dem Durchscroll-Modus in einen Buchlese-Modus, falls es sich interessiert 📖.
Und ich schreibe die Geschichte aus zwei Perspektiven: 1. meinem erlebenden Selbst in der jeweiligen Situation (in Normalschrift) und 2. meinem erklärenden und reflektierenden Selbst als Achtsamkeits-und Stressmanagement-Trainerin und als psychologische Beraterin in der Emotions- und Traumarbeit (in kursiv)
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Vorgeschichte: Seit Dienstag plagt mich eine entzündete Bartholin Zyste 😣. (Bartholin Drüsen sitzen rechts und links vom Scheideneingang und sorgen mit ihrem Drüsensekret für die Lubrikation der Scheide. Kann das Sekret nicht abfließen und sind die Drüsenausgänge verstopft, bildet sich eine Zyste / ein dicker Knubbel, der sich im ungünstigsten Fall entzündet und zu einem äußerst schmerzhaften Abszess wird. So bei mir der Fall.)
Mittwoch früh: Zufälliger Frauenarzt-Kontroll-Termin. Ich lehne die Antibiotikagabe ab und entscheide mich zuerst für eine alternativmedizinische Behandlung. Sitzbäder, Bedampfungen, Cremen und Hydrolate. Ankündigung des Frauenarztes, wenn es nicht abklingt, muss es im Spital entfernt werden. Ok – ist bis dato noch jedes Mal abgeklungen, also ich bin hoffnungsvoll, auch diesmal 💪. (Eine Mischung aus Widerstand und die Schwere der Situation nicht wahrhaben wollen bei gleichzeitiger Hoffnung und Zuversicht. Das zeigt uns: Gefühle sind viel- und mehrschichtig und wir können positive und negative Gefühle gleichzeitig haben.)
Freitag Abend: Nach dem CityConnect Netzwerkevent, das ich monatlich moderiere, komme ich nach Hause und muss Schmerzmittel nehmen. Wer mich kennt: das passiert ungefähr einmal im Jahr bis alle 2 Jahre, also aua 😒
Mein eigentlicher Samstags- und Sonntagsplan: Vorbereitungen und Kursaufnahmen für meinen nächsten Sonntag am 5.5. startenden Kurs „FEEL DON’T THINK – der kleine Kurs der großen Gefühle“.
Samstag Vormittag: Ich bleibe lange im Bett, merke ich bin nicht fit und schleppe mich durchaus schmerzerfüllt zu einem 11 Uhr Cafétermin mit einem lieben Freund, der seit längerem ausgemacht ist. Ich weiß mich kaum mehr zu setzen und trotzdem tut mir das Gespräch sehr gut. (Selbst- und Emotionsregulationsstrategien: Aufmerksamkeitslenkung und Ablenkung)
Beim Nachhausegehen „hüpfe“ ich noch zum Einkaufen 200 Meter entfernt. Von außen betrachtet muss ich wohl aussehen, wie jemand mit voller Hose, zumindest stell ich mir vor, dass jemand so mit vollen Hose geht 💩.
Zuhause bedampfen, Sitzbad und Überlegungen was ich tun soll. War die Ablehnung der Antibiotika doch ein Fehler und hätte ich sie nehmen sollen und wäre es dann nicht so weit kommen? Soll ich den Ärztenotdienst anrufen, dass er kommt und mir Antibiotika verschreibt oder doch lieber gleich ins Krankenhaus? Die würden mir im geringsten Fall auch Antibiotika geben oder könnten entscheiden, ob es doch operiert werden muss. Und geht man mit sowas am Wochenende in die Akutordination/Notfallaufnahme oder wird man dafür verspottet? Ich habe wie ein schlechtes Gewissen dabei. Und ich weiß nächsten Samstag fliege ich nach Mallorca, wo ich eine Woche ein Achtsamkeits- und Meditationsretreat leite. Wie soll ich da bloß sitzen? Was, wenn sie mich dann erst unter der Woche aufschneiden und ich absagen muss? Muss ich dann alles canceln und werden sie eine andere Kursleiterin finden? Fragen über Fragen 😵. (Unsicherheit, Zweifel und Sorge über den Verlauf, erste Abwägung von Möglichkeiten und Vorgehensweisen, aktives Gehirnnetzwerk: narratives Netzwerk/Default Mode Network = erzählt Geschichten, dreht sich um sich selbst, verliert sich in Gedanken)
Gegen 17.15 Uhr ist der Entschluss gefasst, ich fahre ins Krankenhaus. Ich hole mir ein Uber und lasse mich direkt vor die Erstversorgungsambulanz des AKH bringen, dem mir nächstgelegen Krankenhaus. Mein Gang ist mittlerweile der eines Cowboys, der breitbeinig zur nächsten Schießerei schreitet. Nur ohne Schießerei und weitaus weniger cool 🤠.
Die Erstversorgung schickt mich in die Nofallambulanz 🆘. Am Weg dorthin Ärger. Über den langen Weg und die langen Gänge im AKH, die Verschachtelung, die vielen Wegweiser, Unauffindbarkeit der Lifte. Irgendwann hab ich‘s gefunden . (Selbst- und Emotionsregulationsstragie: Emotionen benennen, Selbstgewahrsein)
Erstbegutachtung 🩺. Der DGKP fragt mich, wie er helfen kann, ich erzähle kurz, gebe eine Harnprobe ab und während ich bei ihm warte spüre ich Tränen in die Augen steigen, lasse sie aber nicht ganz zu, ich mache meine Kehle eng und meinen Atem kurz, sodass sie nicht ganz aufsteigen können und lenke mich mit anderen Gedanken ab. (Emotionsregulationsstragie: Aufmerksamkeitslenkung und Ablenkung)
Ich spür hin und nehme wahr, bin traurig 😥. Dass das genau jetzt passiert, an dem Wochenende wo ich den Kurs vorbereiten will, und vor allem traurig und enttäuscht über die Tatsache, dass ich seit 3 Monaten entgifte und mir denke, dass mein Körper noch nie so fit sein muss wie aktuell und da eigentlich keine entzündlichen Prozesse in mir vorgehen sollten. (Selbstmitleid „sad me“, Emotionen wahrnehmen und benennen, bewusste Suppression/Fachbegriff für Unterdrückung).
Und vor allem erinnern mich Krankenhaussituationen, in denen ich alleine bin an meinen schweren Verkehrsunfall vor einigen Jahren, samt den damit verbundenen Gefühlen des Alleinseins und alleingelassen werdens. ( = Aktivierung emotionaler Schemata, d.h. es treten Emotionen aus vergangenen bedeutsamen Situationen auf, die damit in Zusammenhang stehen, ähnlich eines Triggers)
Nach einiger Zeit des Wartens komme ich zur Gynäkologin. Sie untersucht mich, drückt herum, mein Körper verkrampft sich, mein Atem stockt, ich will dem Druckschmerz ausweichen 😖. Ich versuch immer wieder meine Muskeln loszulassen, tiefer zu atmen, mich zu entspannen. Sie ist sich unsicher was sie tun soll. Vor Ort inzisieren (einen kleinen Schnitt machen, damit die Flüssigkeit abrinnen kann) oder eine Marsupialisation (hier wird unter Vollnarkose die Zyste mit einem ca. 1-1,5 cm langen Schnitt eröffnet und die Zystenwand mit einer Naht an das umgebende Gewebe angenäht, sodass sie im besten Fall offen bleibt und sich nicht wieder verschließt). (Körperliche Entspannungsstrategien: Progressive Muskelentspannung, Atemarbeit)
Die Gynäkologin ruft den Oberarzt, für eine Zweitmeinung 👨⚕️. Er kommt und wirft ebenso einen Blick drauf, drückt herum. Es wird sich für die OP entschieden. Ich werde gefragt, wann ich zuletzt gegessen und getrunken habe (ach hätt ich doch nichts getrunken bevor ich los bin, denk ich mir); er meint ich könnte gegen 11-12 Uhr Nachts drankommen. Okay. Irgendwie Erleichterung zwecks Vorgehen und gleichzeitig wieder Traurigkeit und Tränen die sich innerlich anbahnen. Ich unterdrücke sie wieder. (bewusste Suppression/Unterdrückung)
Ich mach mich am Weg zur Bettenstation 16B zur stationären Aufnahme. Die Schwester die mir alles zeigt, Blut abnimmt, Blutdruck misst, mir den Venenzugang legt, ist eine Nette.
Ich richte mich ein. Und komme in den Organisationsmodus. Ich weiß, eigentlich sollte/wollte ich in den Fühlmodus kommen und einfach nur kurz weinen, damit sich mein Nervensystem natürlicher regulieren kann, stattdessen halte ich mich zurück, ich will meine Zimmerkollegin nicht stören und organisiere mir stattdessen jemanden, der meine Sachen bringt, sage Termine für Montag ab und informiere nahe Angehörige und meine besten Freunde. (Mittlerweile wird der innere Druck größer, da ich meine Emotionen schon einige Male bewusst zurückgehalten habe. Du kannst dir vorstellen, dass ist ähnlich wie bei einem Wasserball den wir unter Wasser drücken, je tiefer wir in drücken, desto mehr Druck baut sich auf. In dem Fall ist oder wäre es gut, Emotionen langsam an die Oberfläche kommen zu lassen und damit den Druck abzubauen. Wenn z.B. Traurigkeit, Verzweiflung, Angst oder Sorge im Vordergrund steht, ist Weinen ein schneller und natürlicher Ausdruck, wenn es möglich ist, damit sich das Nervensystem wieder auf natürliche Weise regulieren kann).
Ich suche nach anderen Strategien. Überlege ob ich jemanden sehen will, um nicht allein zu sein, entscheide mich dann aber via WhatsApp mit meinen Freunden in Kontakt zu sein, berichte über mein Erleben und erlebe so emotionale Unterstützung. Telefoniere noch mit einem lieben Freund, den ich bitte da zu sein. Lege mich danach bequem hin um noch Vorbereitungszeit auf die OP für mich zu haben, lass spontane körperliche Bewegungen wie Zucken und Zittern zu, leg mir meine Hand auf die Brust 😌. (Situationsmodifikation = die Situation aktiv anders gestalten, soziale Unterstützung = Co-Regulation. Unser Nervensystem braucht in gewissen Situationen Unterstützung von jemanden anderen der gut reguliert ist, damit es sich beruhigen kann. Bewusstes wahrnehmen, ausdrücken von inneren Erleben jemanden Anderen gegenüber der offen zuhört, autonome Körperbewegungen, Selbstberuhigung durch Selbstberührung)
Und dann passiert ein großer Shift in mir. Erstens ich und mein Nervensystem bemerken, ich bin nicht mehr in der ursprünglichen Trauma-Situation von damals. Ich kann ganz bewusst bleiben und unterscheiden was war in der Vergangenheit und wie ist heute meine Realität. Ein Game-Changer, wenn das unser Gehirn realisiert. Und dann kann ich bemerken, die Realität ist heute eine andere wie damals. Ich habe Menschen an der Hand, die für mich da sind und ich kann mich selber gut in der Situation unterstützen – letzteres ist noch das Wichtigere! Ich habe dabei meine Traumaausbilderin im Ohr: „Wir werden weder traumatisiert noch re-traumatisiert, wenn jemand für uns da ist. Und dieser jemand können auch wir selber sein.“
Und so entscheide ich mich ganz bewusst, auf meinen Storys ein Bild aus dem Krankenhaus zu posten. Damit wird mir ganz viel Anteilnahme zu teil und ich erlebe Unterstützung und bin damit wieder nicht alleine und hole mich so selber aus dem damaligen traumatischen Erleben (Trauma anders ausgedrückt = seelische Verletzung, offene Wunde, eine Situation die zu viel, zu schnell, zu plötzlich kam), (Strategie: externe Ressourcen und Unterstützung holen)
Schwupps und mit diesem bewusst machen fällt ganz viel von mir ab. Dann kehrt mehr Leichtigkeit ein. Ich frage mich bewusst, wie ich diesen Krankenhausaufenthalt erleben will und welche Erfahrung ich diesmal machen will. Ich mache mir auch bewusst, wer ich in diesem Spiel bin, das ich gerade erlebe und docke bewusst an mein tieferes Bewusstsein und Gewahrsein an und werde damit ZUM Auge des Sturms, und bin nicht mehr IM Sturm 🌪. (Was in dieser Phase passiert ist: Akzeptanz, Neu-Bewertung, meditatives Selbst, erwachtes Gewahrsein)
Und dann ist da plötzlich ein tieferes inneres Wissen, warum diese OP jetzt sein muss. Nämlich weil diese Geschichte neu geschrieben werden will und die Zeit reif ist, hier ganz heil zu werden und noch nicht integrierte Teile zu integrieren. Die Geschichte zu über-schreiben und ganz neue heilsame Erfahrungen zu machen. Und in diesem Wissen, weiß ich in diesem Moment auch, ich bin aus dem damaligen Traumamilieu (meiner damaligen schmerzhaften Realität) ausgestiegen oder bin gerade dabei es zu tun 🥰. Ein sehr schöner Prozess der Realisation.
Ja und dann wird der Rest leicht, fast spielerisch. Schon vor dem anvisierten Termin gegen 11-12 Uhr Nachts, sagen mir die Schwestern sie holen mich jetzt dann (es ist in der Zwischenzeit gegen halb 10). Ich mach mich fertig, zieh mein OP-Hemd an, leg mich ins Bett, lass meinen Körper meine Spannungen durch zucken und zittern wieder abbauen, bis ein großer stämmiger, älterer Pfleger mit Glatze kommt, um mich in den OP zu bringen. Ich mache einen Spaß, dass die Rundfahrt jetzt losgeht und für den Rest des Weges schweigen wird. Ich bin sehr bei mir, meine Hand auf der Brust, die Wärme spürend, in großem Vertrauen 💛. (Selbst- und Emotionsregulationsstrategien: neurogenes Zittern, Humor, liebevolle Selbstberührung)
Lift H bringt uns in die Etage der OP-Säle. „H“ denk ich mir beim Warten, bis der Lift aufgeht. Für was steht „H“? Zuerst fällt mir Hartwig ein, der Vorname meines Papas. Das Zweite, das mir einfällt ist „Heaven“. Ich grinse. Wie schön – ja, bring mich in den Heaven. Das ist doch ein guter Vorsatz für die Narkose – einmal in den Himmel beamen bitte 🙏 (positive Selbstausrichtung).
Kurz drauf lieg ich in der Patientenannahme, einem Raum vor den OP Sälen, bis der Anästhesist kommt, um mich aufzuklären. Ich sehe ihn nicht ganz deutlich, weil meine Brille im Zimmer bleiben musste, aber es ist relativ jung und mir sympathisch. Er erklärt mir wie sich mich betäuben werden und klärt über etwaige mögliche Komplikationen auf. Ich sage ihm, dass ich nach der letzten Narkose große Übelkeit hatte und viel Erbrechen; er gebe mir was anderes meinte er, dass das verhindert sollte. Wunderbar.
Dann kehrt er zurück zu den Komplikationen und erzählt etwas von abgebrochenen Zähnen, Verletzungen im Hals und von möglicher Beatmung, wo sie im Notfall mit einem mechanischen Gerät meinen Kehlkopf und meine Stimmbänder einstellen müssten, damit sie ganz nach unten durchkommen, aber das hätte er heute schon 3-4 mal gemacht, das ist kein Problem, meint er 🙄. Ich bin wieder spaßig, sage ihm, dass wir uns das sparen können bei mir, nachdem er es eh heute schon ein paarmal gemacht hat; er willigt schmunzelnd ein und so haben wir einen Deal – wir Beide und das Universum 🙌💫.
Und so warte ich dort wieder (wobei wer meditiert, wartet bekanntlich ja nicht 😉). Finde es schön, wie bewusst und achtsam ich alles wahrnehme und mitbekomme und mich dabei selber unterstützen kann, ohne zu dissoziieren oder mich in Gedanken zu verlieren (dissoziieren = ein wunderbarer Mechanismus unserer Systems, dass uns bei überfordernden Situationen oder überflutenden Emotionen einfach „abschalten“ lässt, sodass wir es weniger stark bis gar nicht mitbekommen. Unbewusstes dissoziieren deutet vielmehr auf eine Überlastungssituation hin und Gefühle, die wir nicht fühlen wollen/können, hier ist Begleitung sinnvoll.) (Strategien: Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, offenes Gewahrsein, Selbstfürsorge und liebevolle Selbstbeachtung)
Ich mach’s mir noch bequem im Bett, dreh mich wieder auf die Seite und beginne zu zittern, erlebe es gleichzeitig in mir, als auch aus der Metaperspektive mit. Mein Körper ist mittlerweile durch viele Jahre Körper- und Traumaarbeit absolut durchlässig geworden und reguliert sich immens schnell über das Zittern und Zucken, das autonom, also von alleine passiert. (Tiere machen das ganz natürlich, kann man wunderbar bei Betäubungen beobachten, wenn die Tiere dann wieder wach werden oder bei Kampf-Flucht-Mechanismen bei Antilopen zum Beispiel – sie werden wach, zittern einige Minuten und gehen oder grasen dann ganz normal weiter, so als wäre nichts geschehen. Und so einen Mechanismus haben auch wir Menschen. Nur wissen wir das häufig nicht oder haben es uns abtrainiert. Deshalb gibt es im Mai auch eine Schnuppersession zu neurogenem Zittern in meinem feel don’t think Kurs mit einer Gastexpertin). Ja und so lieg ich da, mein Körper zittert sich durchaus heftig aus, der Anästhesist, der irgendwann nochmals vorbeigeht, macht sich, glaube ich, Sorgen und fragt nochmals ob alles ok ist. Ich versichere ihm, dass es mir gut gehe und mein Körper sich über das zittern einfach selbst reguliert. (Beobachtendes Gewahrsein/Metabewusstsein, Selbstregulation, neurogenes Zittern)
Und dann geht’s ab zur Patientenschleuse. Ich bekomme ein grünes Hauberl, muss meine Decke und Polster abgeben und das OP-Hemd ausziehen. Dafür werde ich mit zwei großen grünen angewärmten Decken zu gedeckt. Eine Wohltat für mich als wärmegeneigter Entspannungstyp 😇. (Wenn du deinen Typen wissen willst, hol dir mein kostenloses E-Book).
Auch hier wird mir in der Situation der liebevolle und unterstützende Charakter aller Beteiligten wieder bewusst, was mein Herz aufgehen lässt. Ich fühl mich wirklich bestens aufgehoben und umsorgt.(wahrnehmen positiver Faktoren und damit Steigerung positiver Emotionen).
Der Pfleger schiebt mein Bett zur Schleuse, ich muss zum ungefähr 4. Mal meinen Namen und mein Geburtsdatum nennen, bevor’s auf das menschliche Förderband geht. Eine blaue Platte wird zwischen das Bett und meinen Körper geschoben, die mich dann wiederum auf das OP-Bett bringt. Wir spaßen dabei über Tattoos (der eine der Beiden ist bis zum Hals tätowiert) und über Sachen, die man im OP nicht sehen will. Einer schiebt mich dann in den OP Saal, ich empfinde ihn wärmer als mir vor angekündigt wurde. (Sinneswahrnehmung und damit Aktivierung des direkten Erfahrungsnetzwerks im Gehirn (direct experience network), das verhindert, dass wir uns in Gedanken und Geschichten wiederfinden, sondern die direkte Erfahrung wahrnehmen).
Ich kriege Elektroden auf meine Brust, ein Anderer montiert die Arm- und Beinbefestigungen, meine Arme werden locker fixiert (ich weiß, die Beine werden sie mir auflegen und einrichten, sobald ich weg bin), ich werde an den Tropf angeschlossen, die Ärztin kommt nochmals um mir Fragen zu beantworten und dann beginnt das besprochene Prozedere.
Jemand sagt mir ich solle beim Einschlafen an was Schönes Denken, an einen Urlaub vielleicht. Was denn mein Lieblingsurlaub wäre, fragt mich einer. Ich geb ihm darauf keine Antwort und sage ihm, ich denke an was andres Schönes. Ein zweiter fragt mit neugieriger Stimme, was das ist. Ich grinse und sage ihnen, dass ich das für mich behalte. Ich weiß genau an was ich denken will und welche Erfahrung ich in und mit der Narkose machen will. Ich sag nur „Heaven“ und sehe die Narkose als eine Art Möglichkeit der Bewusstseinserweiterung und stell mir vor, ich will Unendlichkeit, Raum und Tiefe erleben. Ich fühl mich jetzt schon freudig darauf 👏. (Positive Selbstausrichtung)
Die Sauerstoffmaske liegt locker auf meinem Gesicht, ich atme tief, fülle meine Lungen gut mit dem Sauerstoff (ich nehm‘s als Sauerstoffkur hin) und mir wird erklärt, dass nun über die Venen das erste Mittel kommt. Die Sauerstoffmaske wird mittlerweile etwas fester auf mein Gesicht gehalten, ich atme nach wie langsam und tief und ich merke wie mir langsam schwummrig wird; ich bin ganz entspannt, mein Körper locker; die Stimme hinter mir erklärt mir derweilen nach wie vor was passiert und sagt mir, dass ich jetzt gleich ganz schlafen werde, was wenige Sekunden darauf der Fall ist.
Und dann träume ich 💭💭💭
…
Irgendwann höre ich eine Stimme die mich fragt, wie ist es mir geht und das ich jetzt im Aufwachraum bin. Ich glaube, ich sage sehr gut und dass das jetzt eine sehr schöne und spirituelle Erfahrung war (ich will nicht wissen, was er sich denkt, aber ich glaube die hören einiges Wirres, wenn Menschen aufwachen 😆).
Ich bin fast enttäuscht, dass es schon aus ist, das hätte gerne noch weitergehen können. Ich kann mich an ein paar Bilder erinnern und das Gefühl und die Stimmung, kann aber die Gesprächsinhalte meines Traums nicht mehr rekonstruieren. Es kann durchaus im Himmel gewesen sein. Eine Runde/einen Kreis mit Menschen/Männern hab ich noch im Kopf. Vielleicht war ich ja bei Gespräche mit Gott (erinnert mich an die Bücher von Neale Donald Walsch). Naja wer weiß. Jedenfalls bin ich sehr sehr freudig, ja fast glückselig nach dem Aufwachen. Und ich hab keine Übelkeit, nichts, wie wunderbar. Ich glaub ich bin daraufhin nochmals eingeschlafen, bis man mich gegen 12 Uhr Mitternacht aufs Zimmer bringt 🕛.
Mich empfängt wieder die nette Schwester, hängt mir Schmerzmittel an und ich bemerke, dass sie mich mit 2 Decken zugedeckt haben. Auch das find ich wieder wahnsinnig liebevoll und warm und ich kuschle mich in die weichen Decken. Und dann beginnt eine schlaflose Nacht. Nicht weil ich Schmerzen hätte, sondern aus irgendeinem anderen Grund, ich kann einfach nicht einschlafen. Vielleicht die fremde Umgebung, vielleicht noch innere Aktivierung, egal. Jedenfalls merke ich, dass meine Energie zurückkommt. Ich hab tausend Ideen, bin sehr inspiriert. Ich schau immer wieder mal auf die Uhr. Stunde um Stunde vergeht, bis langsam die Sonne aufgeht 🌄.
Um halb 6 klingle ich, um das erste Mal aufs Klo zu gehen. „Nicht ohne mich beim ersten Mal“, meinte die Schwester nachts noch. Ok. Nur recht, nach der letzten Narkose damals, hab ich einen Kreislaufkollaps im Klo bekommen und konnte noch schnell die rote Notfallschnur ziehen 😵. Mein Kreislauf ist jedenfalls diesmal mit 86 zu 42 auch nicht gerade bombig, aber es geht alles gut. Keine Schmerzen beim Wasserlassen, wunderbar, nur Blut das offensichtlich aus der Wunde tropft, aber beim 2. Klogang nahezu weg ist.
Ich hole mir meine Kopfhörer aus dem Kasten, geb mir YouTube Videos von Gangaji, einer spirituellen Lehrerin, mit dem Titel „Der Ruf nach Hause“ und schlafe bei Teil 3 von 4 gegen halb 7 kurz ein, bevor sie auch wieder mit dem Blutdruckmessgerät und Antibiotika kommen. Kurz darauf kommt die Ärztin vorbei und sagt, dass alles reibungslos geklappt hätte und ich heute nach Hause könnte, bevor jemand anderer später das Frühstück bringt, das mir nahegelegt wird zu Essen, damit mein Blutdruck steigt ⬆.
Ich zwinge mich also gegen halb 9 was zu Essen, gar nicht schlecht, obwohl ich um die Zeit sonst nicht viel runterbringe. Ich amüsiere mich darüber und bin freudig, dass ich Essen ans Bett gebracht bekommen und antworte auf manche WhatsApp Nachrichten und Fragen, was passiert wäre, dass ich auch mal Frühstück ans Bett gebracht bekommen wollte oder ich mir einen anderen Urlaub gerade nicht leisten will 🙃.
Währenddessen nimmt mir meine Zimmerkollegin nochmals Tee mit, auch das schätze ich wieder wahnsinnig und ist eine nette Geste, die mir wiederum Unterstützung zeigt. Ich schätze auch sehr, dass sie still ist muss ich gestehen. Bei meiner damaligen Einlieferung nach dem Unfall war ich mit 2 rund 70-75-jährigen Damen im Zimmer. Beide Hüftoperiert. Beide nur am quatschen miteinander, in einer Laustärke, die in meinem brummenden, vom Schleudertrauma durchgebeutelten Schädel 4-fach dröhnt 😩.
Wie sie es länger raus zögern könnten, noch im Krankenhaus zu bleiben, war zentraler Inhalt ihrer Gespräche, weil da würde ihnen ja alles gemacht werden. Zuhause hätten sie niemanden oder müssten das alleine machen oder der Mann müsste es machen oder die Tochter. In einem Schocktrauma wirklich nicht gut zu ertragen kann ich euch sagen. Ich hätte sie wahrlich sehr gerne getötet damals oder sie zumindest angeschrien 🤬 (ok, das ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber hier kommt meine damals empfundene Wut zum Ausdruck). Ihre Probleme waren in meinen Augen damals Peanuts, ich war mokiert über die Frechheit der Ausnutzung des Krankenhauses als Hotelbetrieb, während ich gerade die Nachricht erhalten hatte, dass einer unserer Mitfahrer verstorben war. Eine einfühlsame Ärztin hatte irgendwann Erbarmen mit mir und hatte mich dann in ein Einzelzimmer verlegt, eine Wohltat in der damaligen Situation.
Zurück ins Heute: Irgendwann ist die Visite da. Kurz und knackig. Meine einzige Frage, ob ich auf Mallorca ins Wasser darf oder die Saune oder nicht. Er ist entspannt, kann ich machen meinte er, nur danach abspülen und abbrausen. Ich denke, ich werde das nicht tun, aber es ist auch schön zu wissen. Wie ich dort auf dem Meditationskissen sitzen werde, weiß ich noch nicht, aber über das mach ich mir dann Gedanken, wenn’s soweit ist. Mittlerweile meditiere ich auf einem normalen Stuhl oder einfach angelehnt an die Wand sowieso viel lieber.
Die Schmerzmittel und Antibiotika gepaart mit meinem niedrigen Blutdruck drücken mir dann doch wieder aufs System, ich versuch nochmals zu schlafen, es wird eher ein dösen. Meine Zimmerkollegin wird mittlerweile entlassen. Ich warte noch auf den Arztbrief. Derweilen kommt die Reinigungsdame. Sie summt vor sich dahin, während sie den Boden wischt. Auch das erheitert mich wieder.
Am späteren Vormittag geh ich noch duschen, wasch mir das braune, ich vermute, Betaisodona runter, versuch ein bisschen meine Wunde zu erspüren und zu berühren und bin positiv überrascht, dass sie weit innen geschnitten haben müssen, da von außen nichts zu spüren ist.
Mir dämmert in der Zwischenzeit auch, warum die Entgiftung doch keine vergebene Liebesmüh war, sondern ganz das Gegenteil. Jetzt denke ich, es war haargenau die Vorbereitung auf diesen Moment. Und auch, dass es mir so kurz danach schon wieder so gut geht, ich keine Schmerzen habe und halbwegs energievoll bin und ich bin mir sicher, dass sich das auch in der Wundheilung zeigen wird. 12 Tage Antibiotika Einnahme finde ich zwar nicht super, ich denk daran, was alles abgetötet wird in mir, aber ja, aktuell sehe ich auch die positive Seite und es ist voll ok. In diesen Momenten schätze ich sehr unser Gesundheitssystem und klassische und konservative Therapien, auch wenn ich zuerst der Freund von Haus- und natürlichen Mitteln aus der Natur bin 🌱.
Was ich euch mit dem Teilen meiner Geschichte zeigen will: Nein, im Leben einer Achtsamkeits- und Stressmanagementtrainerin ist nicht immer alles super und selbst als erfahrene Begleiterin in der Emotions- und Traumaarbeit sind wir selber vor diesen Themen nicht gefeit. Aber jede einzelne Gelegenheit kann als Übungsfeld hergenommen werden bzw. nehme ich als Übungsfeld her.
Ja und so halte ich zum Ende hin Rückschau. Denke mir, das war ein sehr heilsamer Prozess und eine heilsame Erfahrung, die ich damit machen konnte. Es zeigt mir, alles hat seine Richtigkeit und wenn die Zeit reif ist, dann darf aus der Sch**** die uns passiert ist, Kompost oder gar Gold werden. Das ist in diesem Fall für mich passiert.
Und ich will euch damit zeigen, wir können Emotions- und Selbstregulation lernen und aus traumatischen Erfahrungen Positive machen oder sie zumindest integrieren! Statt uns von unseren Gefühlen und Gedanken fertig machen zu lassen, können wir uns ausrichten, positive Strategien im Umgang damit entwickeln, erkennen wer wir sind und wer nicht und so rauskommen aus leidvollen Zuständen – hin zu Freude, Dankbarkeit und einer liebevollen Selbstbegleitung, selbst in den schwierigen und herausfordernden Situationen – dort wo wir es am meisten brauchen!
In diesem Sinne dir – alles Liebe,
Carina
PS: Ich schreibe diese Geschichte mittlerweile von zu Hause und aus dem Bett, wo ich mich gerade erhole.
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Die erwähnten Ressourcen, die ich dir noch mitgeben mag:
Kostenloses E-Book „Gezielt entspannt – Finde deinen Entspannungstypen“: Einfach E-Mail Adresse eingeben und es landet in deinem Posteingang.
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„FEEL DON’T THINK – Der kleine Kurs der großen Gefühle“: Hier lerne ich dir all das oben Beschriebene: Ausstieg aus dem Gedanken- und Gefühlskarussell, liebevolle Selbstbeachtung und -begleitung, diverse Selbst- und Emotionsregulationsstrategien, die Botschaften hinter deinen Gefühlen, die Kultivierung positiver Emotionen und vieles vieles mehr. Ebenfalls ist eine unterstützende Community dabei, die dich haargenau bei und in solchen Situationen unterstützt, wo du weißt, du bist nicht alleine und kannst auf uns zurückgreifen 👥.
Aktuell gibt es den Einführungspreis von 39€ im Monat, das ist einmalig. Keine Bindung, du kannst jederzeit aussteigen. Was hast du schon zu verlieren – du kannst nur gewinnen! Also hüpf rein.
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1:1 Arbeit in der Emotions- und Traumaarbeit: Wenn du persönliche schnelle und rasche Unterstützung wünscht, dann melde dich jederzeit bei mir 📩📲. Hier kann du unvollendete Situationen und Emotionen heilsam integrieren und damit ganzer, vollständiger und lebendiger werden und ganz nebenbei die Erfahrung deines wahren Selbst machen. Kontaktdaten hier.